Dienstag, 23. Oktober 2012

Henry - Portrait of a Serial Killer (1986)


(c) 2012 Bildstörung
Inhalt:

Henry teilt sich mit seinem alten Knastkumpanen Otis eine schäbige Wohnung in einem heruntergekommenden Viertel in Chicago.
Was Otis weiß: Henry arbeitet tagsüber als Kammerjäger.
Was Otis nicht weiß: so wie andere abends fernsehen, bringt Henry in seiner Freizeit wahllos Leute um - einfach so, aus Langeweile.
Als Otis' Schwester Becky dann aber überraschend einzieht, ist es vorbei mit dem schweigsamen Nebeneinander der beiden Männer.
Two's company, three's a crowd... (Quelle: Blu Ray (c) 2012 Bildstörung)




(c) 1986 Maljack Production
Meinung:

Bereits 1986 gedreht und fertiggestellt, sollte es ganze 3 Jahre dauern, bis Henry - Portrait of a Serial Killer in den Regalen wiederentdeckt wurde, indem er wegen eines X-Ratings, unbeachtet ein Schattendasein fristete.
Doch nicht nur in den Staaten hatte es der, für ca 111.000 Dollar produzierte, Low-Budget-Thriller des  Regisseurs John McNaughton schwer.
So strich die BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) erst vor kurzen den Film von Index und auch in Großbritannien kann der Film auf eine hiesige Zensurgeschichte zurückblicken und war dort bis 2003 nur in einer gekürzten Fassung erhältlich.

(c) 1986 Maljack Productions
Der Film beruht auf Aussagen und Geständnisse des realen Serienmörders Henry Lee Lucas, welcher 1960 seine Mutter während eines Streits umbrachte und später nach seiner Freilassung weitere Morde begangen haben soll.
In Interviews erzählte er, dass er seine Mutter hasste und das er sie auch nach ihren Tod immernoch hasste.
Seine Mutter war eine Prostituierte und Misshandlungen standen für Henry an der Tagesordnung.
Er musste ihr regelmäßig dabei zusehen, wie sie Freier mit nach Hause brachte und dann vor seinen Augen Sex mit eben diesen hatte, zudem zwang sie ihn dabei Mädchenkleider zu tragen, um ihn zusätzlich zu demütigen.
Später soll Henry Tiere getötet haben um sich anschließend an deren Leichen zu vergehen.
Auch hatte er Sex mit Kindern und Frauen, die er erst tötete um sich dann ebenfalls an deren Leichen zu vergehen, da er laut eigener Aussage "mit lebendigen Frauen nicht so gut kann."
Zu der Anzahl seiner Opfer kann bis heute nichts verlässliches gesagt werden, so schwanken die Opferangaben von 3 Opfern bis zu 3.000, wie Henry bei seiner Verhaftung angab.

(c) 1986 Maljack Productions
Der Film verläuft sich, anders als viele andere Serienmörder-Filme, nicht in purer Verharmlosung von Gewalt, eher kann man den Film als intelligente Charakterstudie sehen, die vorurteilsfrei versucht darstellten, dass Henry eigentlich ein Produkt unserer Gesellschaft ist, in der Kinder von ihren Eltern (in diesem Fall der Mutter) misshandelt werden und deshalb zum grauenvollen Monster werden.
Dabei schafft der Film es, dass man sich selbst dabei erwischt, wie man paradoxerweise mit Henry mitfiebert, er sich langsam zum indirekten Helden mausert, da er ja eigentlich selbst ein "Opfer" ist, wenngleich seine Taten natürlich grausam und verachtenswert sind.

Diese Heldenidentifikation wird dadurch erreicht, dass Henry mit seinem Mitbewohner Otis ein Charakter gegenübergestellt wird, der noch fieser und widerwärtiger als Henry ist.
Otis ist nekrophil und bisexuell und schreckt nicht einmal davor zurück, seine eigene Schwester zu vergewaltigen.
Sind die Gründe für Henrys Morde noch mit seiner gescheiterten Kindheit zu erklären, so ist es bei Otis einzig und allein der Spaß am Morden, die pure Unterhaltung, die ihn antreibt.

(c) 1986 Maljack Productions
Über die ganze Laufzeit über, schafft der Film es, dass man sich selbst schmutzig fühlt.
Schmutzig, weil Henry obwohl man es nicht möchte zur Heldenfigur wird.
Schmutzig, weil der Film uns durch seine dokumentarische Trockenheit zum Voyeur werden lässt.
Umso schlimmer ist dabei der Gedanke, dass der Film zumindest teilweise auf wahre Ereignisse beruht, dass solche Dinge passieren und jeder Opfer davon werden kann.
Dies macht den Film so realistisch und hart, so kann man an dieser Stelle Parallelen zu anderen Fällen ziehen, wie zum Beispiel die der Dnepropetrovsk Maniacs, eine Gruppe von Serienmördern aus der Ukraine, welche nachweislich 21 Menschen auf brutalste Art und Weise getötet haben, nur zur Unterhaltung.

Fazit:

Durch seine realistische und dokumentarische Art, schafft es der Film ein beklemmendes Gefühl aufzubauen und bringt den Zuschauer dazu, sich "schmutzig" zu fühlen.
Die Musik tut ihr übriges zur Atmosphäre.
Wohl mit einer der besten Serienkiller-Filme überhaupt.
Erfreulicherweise bleibt der Film, trotz einiger Explotaition-Elemente ernst.

08/10

(c) 1986 Maljack Productions

1 Kommentar:

  1. Oha, Henry ist wohl ein absoluter Klassiker in diesem Genre. Oft versucht zu kopieren, jedoch selten Ergebnisse, die in der gleichen Liga spielen konnten.

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